(Raimund Kovacevic, Fotos von U. Leopold Wilburger und M. Mußnig)
Am 23.11.2018 fand im Library and Learning Center der Wirtschaftsuniversität Wien die diesjährige Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Operations Research statt. Bereits am Vormittag wurde die Generalversammlung des Vereins abgehalten, auf der der neue Vorstand für die Periode 2018/20 gewählt wurde. Die Jahrestagung selbst begann ab 13:00 und feierte das 40 jährige Bestehen der ÖGOR, diese wurde nämlich am 23.10.1978 gegründet.
Aus diesem Anlass hatten wir dieses Jahr Vertreter unserer mitteleuropäischen Schwestergesellschaften, mit denen zusammen die ÖGOR das Central European Journal of Operations Research CJOR herausgibt, eingeladen. Wir begrüßten Josef Jablonski and Petr Fiala (Czech Society of Operations Research, CSOV), Michaela Chocholata und Marian Reif (Slovak Society of Operations Research, SSOR), Lidija Zadnik-Stirn (Slovenian Society INFORMATIKA – Slovenian Section of Operations, SSI-SSOR) und Tibor Csendes (Hungarian Operational Research Society, HORS). Weiters war auch der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Operations Research (GOR), Alf Kimms, und der Präsident der Schweizerischen Vereinigung für Operations Research (SVOR/ASRO) anwesend. Die Eröffung wurde durch Raimund Kovacevic, Lidija Zadnik-Stirn, Norbert Trautmann und Alf Kimms vorgenommen.
Der erste Wissenschaftliche Vortrag des Nachmittags wurde unter dem Vorsitz des nächsten Präsidenten der EURO, Immanuel Bomze, vom scheidenden Präsidenten der EURO, Richard Eglese (University of Lancester) gehalten.
Beide nahmen auch Bezug auf das Jubiläum, und der Vortrag unter dem Titel „Looking back and looking ahead“ war insgesamt ein Rückblick auf die letzten 40 Jahre des Operations Research aus britischer Sicht und unter besonderer Berücksichtigung von vehicle routing Problemen.
Der zweite Hauptvortrag mit dem Titel „Decision making under uncertainty in power systems via stochastic programming and robust optimization“ wurde von Luis Baringo Morales (Universidad de Castilla la Mancha) gehalten und beschäftigte sich mit Vor- und Nachteilen, sowie der Kombination von stochastischer Optimierung und robuster Optimierung für Planungsprobleme im Elektrizitätssektor.
Daran anschließend fand die Verleihung der ÖGOR Preise 2018 statt. Wegen der Qualität der eingereichten Arbeiten war die Bewertung dieses Jahr sehr schwierig, die international besetzte Jury benötigte zwei Runden um ein abschließendes Urteil zu ermöglichen.
Der Diplomarbeitspreis 2018 ging an Anna Jellen (Alpen-Adria Universität Klagenfurt) für die Arbeit „The Traveling Salesperson Problem with Forbidden Neighborhoods on Regular 3D Grids“.
Der Dissertationspreis 2018 ging an Elisabeth Gaar für die Arbeit „Efficient Implementation of SDP Relaxations for the Stable Set Problem“.
Schließlich hat der Vorstand beschlossen, in diesem Jahr auch einen Würdigungspreis an Martin Luipersbeck (Universität Wien) für die Dissertation „Large-scale Network Optimization: Steiner Tree Problems“ zu vergeben. Die hervorragende Leistung wurde von Immanuel Bomze gewürdigt. Die ÖGOR Preisträgerinnen Elisabeth Gaar und Anna Jellen stellten ihre Arbeiten jeweils in einem Kurzvortrag vor.
Nach einer Erfrischungspause wurden alle anwesenden Ehrenmitglieder der ÖGOR begrüßt: Rainer Burkard, Gustav Feichtinger, Ulrike Leopold-Wildburger, Georg Pflug und Paul Stähly. Die Generalversammlung der ÖGOR hatte nämlich am Vormittag beschlossen, zwei weitere Ehrenmitgliedschaften zu vergeben. Für ihre langjährigen Verdienste um die internationale Zusammenarbeit der mitteleuropäischen OR Gesellschaften, insbesondere für ihren Beitrag zur CJOR Herausgabe erhielt Lidija Zadnik-Stirn die Ehrenmitgliedschaft. Walter Gutjahr wiederum wurde für sein wissenschaftliches Gesamtwerk mit der Ehrenmitgliedschaft ausgezeichnet.
Unser frischgebackenes Ehrenmitglied, Walter Gutjahr, war dann auch der dritte Hauptvortragende des Nachmittags. Unter dem Titel „Finding Fair Solutions: Challenges in Inequity-Averse Optimization“ gab er eine Einführung in (Un)gleichheitmaße und deren Verwendung in stochastischen Optimierungsproblemen und führte eine Anwendung aus dem Bereich der Katastrophenvorsorge vor.
Der offizielle Teil der 40 Jahrfeier ging schließlich mit einem Block zur Geschichte der ÖGOR, geleitet von Gustav Feichtinger zu Ende. Mit Beiträgen von Gustav Feichtinger, Ulrike Leopold-Wildburger, Rainer Burkard, Alfred Kalliauer und Paul Stähly wurden viele Episoden aus den letzten 40 Jahren wieder lebendig.
O sciencia,
o saeculum,
societas Austriaca Explorationis Operationis iuvat vivere !
(Paul Stähly in Anlehnung an Ulrich von Hutten)